Donnerstag, 28 März 2024

Historisches zur Ortsgeschichte von Matzenbach
 
unter besonderer Berücksichtigung der Mühlengeschichte


 

Bild von Warren Matzen (1950) - zur Verfügung gestellt von Jim Matzen,
W4108 Main Road, Plymouth, Wisconsin, USA 53073



Die Geschichte des Dorfes Matzenbach ist untrennbar mit der Geschichte der dortigen Mühle verbunden. Schon die erste bislang feststellbare Nennung Matzenbachs im Jahre 1360 steht in Verbindung mit der Mühle. Damals verkaufte der Ritter Heinrich Mauchenheimer seinen Anteil an der oberhalb des Dorfes gelegenen Erbbestandsmühle für 16 Pfund Heller an den Grafen Georg II. von Veldenz (gest. 1377)

In einer weiteren im ausgehenden 14. Jahrhundert (1393) ausgestellten Urkunde "bewittumte" Graf Friedrich von Veldenz seine Frau Magarethe von Nassau mit den Dörfern im "Deinsberger" und Reichenbacher Amt, dazu zählte auch das zur Schultheißerei Reichenbach im Amt Lauterecken gelegene Matzenbach mit der Mühle.

Angaben über das Schicksal der Mühle wie des Dorfes sind für die Folgezeit eher spärlich.
 

Bild aus dem Privatarchiv von R. Paul  -  Bildpostkarte Matzenbach um die Jahrhundertwende
 

Durch die Heirat der Veldenzer Erbtochter Anna mit Pfalzgraf Stephan von Zweibrücken kam die Herrschaft Veldenz 1444 zum Herzogtum Zweibrücken. Fast einhundert Jahre später (1543) übergab Herzog Wolfgang von Zweibrücken durch den sogenannten Marburger Vertrag seinem Onkel Pfalzgraf Rupprecht I. von Veldenz aus Dankbarkeit das alte Fürstentum Pfalz-Veldenz "zu erb und eigen". Im Zuge dieser Abtretung wurde zwischen Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Veldenz im Jahre 1600 im sogenannten "Meisenheimer Vertrag" ein Untertanenausgleich festgelegt. Darin werden auch die damaligen Einwohner von Matzenbach mit Namen genannt: 10 Ehepaare, 3 Witwer und 37 Kinder, zusammen 60 Personen. Ihre Namen waren: Mausz, Haffner, Müller, Bawer, Geltz, Schankh, Schöffer, Born, Diell, Hirdt und Kirsch.

Die meisten der Familien sind wohl im Verlauf des dreißigjährigen Krieges umgekommen oder geflüchtet. Auch die Mühle muß im 30jährigen Krieg zerstört worden sein. Nach dem Krieg dauerte es Jahrzehnte, bis sie wieder aufgebaut wurde. 1687 verlieh Pfalzgraf Leopold Ludwig durch einen in Straßburg ausgestellten Erbbestandsbrief dem Zimmermann Johann Abraham Scherer von "Herchweyler Lichtenbergischem ambts" die "Von langer Zeit herr Verfallene mahlmihl". Scherer mußte versprechen, dem fürstlichen Hause "trey holt Und gegenwärtigt sein". Es wurde Scherer zur Auflage gemacht, die Mühle mit zwei Gängen auf seine Kosten wieder aufzubauen. Jedes Jahr auf Martini hatte er ab 1689 an Pacht fünf Malter Korn und fünf Malter Hafer in die Kellerei auf dem Remigiusberg zu liefern.
    

 

Bild aus dem Privatarchiv von R. Paul  -  Mühle und Sägewerk Leppla, 1912
    

Scherers Sohn Johann Herrmann erbaute in den neunziger Jahren des 17. Jahrhunderts neben seiner Mühle eine Ohligmühle (=Ölmühle), für die er ab 1698 der Herrschaft zwei Reichthaler als Erbstandsgebühr entrichten mußte. Dies beinhaltete auch den Fischfang an der Mühle.

Nach dem 1694 erfolgten Tod des ohne Nachkommen verstorbenen Landesherren des Fürstentum Pfalz-Veldenz, Leopold Ludwig, begann innerhalb der verschiedenen Eittelsbachischen Linien ein jahrelanger Erbstreit um die kleine Herrschaft, die nach dem Frieden von Rijswijk 1697 durch kurpfälzige Truppen besetzt wurde. Nach "langwürgem Federkrieg" (Widder) einigten sich Pfalz-Zweibrücken und die Kurpfalz schließlich 1733. Die Kurpfalz konnte die beiden Ämter Lauterecken und Veldenz behalten. Matzenbach wie die ganze Schultheißerei Reichenbach waren damit entgültig kurpfälzisch. In Matzenbach wurde eine Zollstelle errichtet.

Am 24. September 1716 mußten die Untertanen dem neuen Landesherren, Kurfürst Karl Philipp, den Huldigungseid leisten. Die Quellen nennen für Matzenbach folgende Familienväter:

Daniel Becker, Mattheiß Büschläger, Philipp Glück, Ulrich Habermann, Nickel Jost (katholischer Kirchenvorsteher), Andreas Leiß, Niclaß Leiß, Frantz leiß, Jakob Müller, Johannes Müller, Theobald Müller, Philipp Potz, Herman Scherer, Michael Stemler, Franz Stoltz, Johannes Weber, der Beisasse Philipp Weber.

Schon im Jahre 1730 hatte der neue Müller Daniel Stemler, ein Enkel Abrahams Scherer, den Kurfürsten von der Pfalz um Ausstellung eines neuen Erbbestandsbriefes "von sich und seinen Nachkommen " gebeten. Er äußerte gleichzeitig den Wunsch, die Mühle durch die Anlage eines Flutgrabens verbessern zu dürfen. Das benötigte Bauholz wünschte er gratis aus dem Gemeindewald zu beziehen.

1737 bat Stemler den Kurfürsten, seine Mühle gegen das Gut des Bauern Andreas Leiß in Albersbach tauschen zu dürfen, zumal "er seine nahrung undt aufnehmen beßer im ackerbau zu finden gedenkt".

Von Andreas Leiß ging die Mühle auf dessen Sohn Johannes Leiß über, der 1743 zehn Malter (halb Korn und Hafer) und drei Gulden für die Ölmühle an Kurpfalz zu entrichten hatte. Doch Johannes Leiß verschuldete sich bald derart, daß er die Mühle 1745 an Wilhelm Leiß (1724-1791) von Reichenbach (verheiratet mit Anna Magaretha Schneider von Bettenhausen) veräußerte. 1763 stellte die kurfürstliche Hofkammer den Erbbestandsbrief für Wilhelm Leiß aus. Dieser trat seinen Besitz 1783 an seinen Sohn Daniel Leiß (geb. 1751) ab.

 

Bild von Uwe Spies, Matzenbach  -  Mühle um 1916 zur Hochwasserzeit (Blick von den Waschtreppen)


1789 richtete Daniel Leiß ein Gesuch an den Kurfürsten Carl Theodor, er möge ihm das für den Bau des neuen Wehres erforderliche Bauholz aus der Forstmeisterei Lautern gratis anweisen lassen. Leiß erhielt das Holz tatsächlich aus den Hohenecker Waldungen geliefert. 1790 teilte Daniel Leiß dem Kurfürsten mit, daß der Mühlenteich durch den vorjährigen starken Regen derart ruiniert worden sei und er gezwungen war, "nicht nur unter starkem Kostenaufwand dasselbe aufzumauern und frisch herstellen" zu lassen und er darüberhinaus "wegen Behinderung des Mahlens einen empfindlichen Verlust" erlitten habe. Er bat daher um Gewährung eines Pachtnachlasses.

1787 lebten in Matzenbach 29 Familien mit zusammen 116 Personen, 20 Hausanwesen wurden damals hier gezählt, darunter zwei Gemeindehäuser. Die Gemarkung bestand aus 474 Morgen Ackerland, 112 Morgen Wiesen und 167 Morgen Wald, "die der Gemeinde zuständig sind". Die Lutheraner des Dorfes gehörten zur Pfarrei Theisbergstegen, die Reformierten zu Neunkirchen und die Katholiken besuchten den Gottesdienst auf dem Remigiusberg.

Um 1800 übernahm Johann Daniel Ludwig Leiß die Mühle von seinem Vater Daniel. Er war mit der Theißbergstegener Müllerstochter Caroline Jakobine Braun verheiratet. In den zwanziger Jahren entbrannte ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen Leiß und der Gemeinde Rehweiler, die ihm vorgeworfen hatte, das Mühlwehr erhöht und somit Überschwemmungen ihrer Grundstücke verursacht zu haben.

Im Jahre 1802 lebten 130 Menschen in Matzenbach: 75 gehörten dem reformierten, 28 dem lutherischen und 27 dem katholischen Glauben an. In der sogenannten "Franzosenzeit" gehörte Matzenbach zur "Mairie Reichenbach". Auch Matzenbacher Männer mußten damals die Napoleonischen Kriege mitmachen.

Nach dem Ende der französischen Herrschaft wurde Matzenbach in der bayrischen Zeit dem zum Landcommissariat Homburg gehörenden Kanton Landstuhl zugeschlagen, der erst 1919 zum Landkreis Kaiserslautern kam. Das Bürgermeisteramt befand sich bis zur Verwaltungsreform 1972 in Gimsbach.

 

Bild von Uwe Spies, Matzenbach  -  Mühle um 1920 ( Blick vom Bahnhof)


Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts ist die Einwohnerzahl zunächst sprunghaft angestiegen. 1835 wurden 171 Einwohner (144 Protestanten und 27 Katholiken) gezählt. In den folgenden Jahren verließen auch manche Matzenbacher ihre Heimat, um in den USA ein besseres wirtschaftliches Fortkommen zu finden. Nicht für alle von ihnen erfüllten sich die Hoffnungen im "Gelobten Amerika". Manch einer kehrte auch wieder entäuscht in die Heimat zurück, wie z. B. der 1833 ausgewanderte Wagner, Peter Zimmer aus Matzenbach. Er kam 1839 wieder nach Matzenbach zurück, fand Aufnahme in den Häusern seiner Geschwister und richtete sich hier eine Wagnerwerkstatt ein. Wenige Jahre später zog es seine Geschwister, die mit dem Ackerer Theobald Sander verheiratete Schwester und dem Bruder Christian Zimmer mit ihren Familien nach den USA. Peter Zimmer aber blieb zurück und starb 1854 in Matzenbach. Auch Mitglieder der Familien Bauer, Franzmann, Glück, Knapp, Müller, Rübel, Schmidt, Schneider, Stemmler, Theiß, Urschel und Wagner suchten hauptsächlich zwischen 1840 und 1860 an den Ufern des Ohio, des Mississippi, am Erie-See und selbst am Pazifik in Kalifornien neue Erwerbsmöglichkeiten.

Unter ihnen waren auch die Söhne und Töchter der Familie Urschel, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Mühle betrieb.Die Müllerstochter Jakobina Elisabetha Leiß (1802-1866) hatte sich mit dem Müller Johann Jakob Urschel von der Schrollbacher Mühle (heute Gerberei Göttel) verheiratet. Dieser errichtete 1835 das heute noch stehende und in den letzten Jahren von dem jetzigen Besitzer Klaus Dockendorf restaurierte Mühlengebäude. Von den zehn Kindern des Ehepaares Urschel starben fünf als Säuglinge oder Kleinkinder, der Sohn Carl sowie die Töchter Carolina und Amalie wanderten später in die USA aus. Friederika und Jakobina blieben in der Heimat und verheirateten sich mit den Brüdern Peter und Jakob Leppla aus der Oberweiler-Tiefenbacher Mühle.

Während Jakob Leppla die Bliesdalheimer Mühle erwarb, kam Peter 1847 in die Matzenbacher Mühle. Er gliederte der Öl-und Mahlmühle ein Sägewerk an. Von den Kindern des Ehepaars Peter und Jakobine Leppla ergriffen zwei (Peter jun. und Adolf) den Müllerberuf, einer (Jakob) betrieb das Sägewerk, eine Tochter heiratete den Rehweiler Müller Breith, eine andere den zeitweise in Neunkirchen, später in Niederkirchen bei Kaiserslautern, dann in Freinsheim tätigen Pfarrer Ludwig Theisinger. Der 1859 in der Matzenbacher Mühle geborene Sohn August Leppla studierte Geologie, wurde einer der besten Kenner der geologischen Verhältnisse in der Pfalz und machte sich als preußischer Landesgeologe einen Namen in der Wissenschaft. Der Professor und Geheime Bergrat Dr. August Leppla starb 1924 in Wiesbaden.


Bild aus der Festschrift zur 675 Jahrfeier des Dorfes Gimsbach  u. 250 Jahre Kirche

Matzenbach und Eisenbach um 1900


Mit der Fertigstellung der Bahnlinie Landstuhl-Kusel (1868) bekam auch Matzenbach Bahnanschluß. Diese wichtige Verbesserung der Verkehrsverhältnisse beeinflußte den Arbeitsmarkt ganz entscheidend. Die arbeitssuchenden Frauen und Männer waren nun nicht lediglich auf die ohnehin dünn gesäten Stellen als Mägde und Knechte, Taglöhnerinnen und Taglöhner bei den örtlichen Bauern, in der Mühle oder im Sägewerk angewiesen. Sie konnten ihren Lebensunterhalt fortan vielfach als Arbeiterinnen und Arbeiter in der Textil- und eisenverarbeitenden Industrie in Kusel, Kaiserslautern und Ramstein, aber auch in den Bergwerken und Hüttenbetrieben an der Saar verdienen.
    

 

Bild aus dem Privatarchiv von R. Paul

Bahnhof Matzenbach um 1912; v.L.: Briefträger Botz (Gimsbach), Bahnhofsvorstand Preis (Matzenbach), Mühlenbesitzer Leppla (Matzenbach), Postfahrer Müller (Föckelberg)
 

Mit dem Bau einer eigenen Schule (1882) verbesserten sich auch die örtlichen Schulverhältnisse. Vorher mußten die Matzenbacher Kinder den Unterricht in Gimsbach besuchen. Wesentliche Neuerungen in der Folgezeit waren in den ersten beiden Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts der Bau der eigenen Wasserversorgungsanlage und der Versorgung des Dorfes mit elektrischem Licht.

Im Jahre 1900 zählte Matzenbach 165 Einwohner. Nach dem Ersten Weltkrieg war die Bevölkerungszahl rückläufig. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg stieg sie wieder langsam an. 1967 lebten 196 Personen im Ort.
 


Matzenbach u. Eisenbach 1935  -  Bild von Günter Schneider, Matzenbach
 

Während die Mahlmühle von Peter Leppla jun. (später dessen Söhnen Otto und Franz) weitergeführt wurde, übernahm sein Bruder Jakob Leppla das Sägewerk, der es wiederum seinem Sohn Karl übergab. Die Mühle wurde 1950 von Erich Leppla, dem Sohn des Franz Leppla, bis zu dessen frühen Tod 1957 weitergeführt. Danach war die Mühle zunächst verpachtet, wurde schließlich verkauft -und nachdem sie über 600 Jahre bestanden hatte- 1969 stillgelegt.

Auch die Landwirtschaft, jahrhunderte lang Haupterwerbszweig der Bevölkerung, war seit den sechziger Jahren im Rückgang begriffen. Von den 15 im Jahre 1960 gemeldeten landwirtschaftlichen Betrieben wurden 1963/64 nur noch vier hauptberuflich bewirtschaftet. Heute bestehen im Ortsteil Matzenbach noch drei landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe, im Ortsteil Eisenbach nur noch ein Vollerwerbsbetrieb.
    
 

Bild aus der Festschrift zur 675 Jahrfeier des Dorfes Gimsbach  u. 250 Jahre Kirche
Landwirtschaftlicher Betrieb um 1912, ehemals "Creutz" heute Zimmer (Eisenbach)
 
         
Quelle: Festschrift zur 675 Jahrfeier des Dorfes Gimsbach  u. 250 Jahre Kirche ; Roland Paul
         
Quellen zur Geschichte der Matzenbacher Mühle, zusammengestellt von Oberlehrer Mürriger, Rehweiler; Abschrift von Dr. Adolf Weidmann.
Michael Cappel: Huldigungs- und Schatzungslisten der Schultheißerei Reichenbach aus den Jahren 1716 und 1721, in: Pfälzisch-Rheinische Familienkunde, XLVI. Jg., 1997, Bd. 13, Heft 10, S. 523-528.
Johann Goswin Widder: Versuch einer vollständigen Geographisch-Historischen Beschreibung der Kurfürstl. Pfalz am Rheine, Vierter Teil, Frankfurt und Leipzig 1788, S. 373
Michael Frey: Versuch einer geographisch-historisch-statistischen Beschreibung des kön. bayer. Rheinkreises, 3. Teil, Speyer 1836-1837, S. 187 f.
Kurt Reh, Friedrich Ludwig Wagner und Klaus-Peter Westrich: Landkreis Kaiserslautern, Bonn 1968
    

 


 

 

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